Wahrnehmung als das Ergebnis von Lernen

Einfach gehalten ist Wahrnehmung das Ergebnis von Lernen.

Insofern ist Wahrnehmung grundsätzlich veränderbar. Inwieweit Wahrnehmungsänderungen individuell umsetzbar sind, hängt direkt zusammen mit der individuellen Bereitschaft, einem offenen Geist und dem daraus resultierenden ERFASSEN bzw. BEGREIFEN, im Sinne eines GEWAHRWERDENDs und GEWAHRSEINs.

Es scheint dafür jener geistige Reifegrad erforderlich zu sein, der in der Lage ist, sich vom Ego zu dissoziieren. – Die geistige Reife eines Kindes hat sich i.d.R. weniger entfaltet hinsichtlich des Reflexionsvermögens als das eines reifen Menschen. Reife ist wohl in allen Lebensformen ein Prozessergebnis. Insofern ist der Reifeprozess hinsichtlich seines Ergebnisses so bedeutungsvoll und wertvoll in seiner Gesamtheit.

Es entbehrte jeglichen Sinns, sich selbst vorzuwerfen, mit sechs Jahren weniger gewusst, verstanden und erkannt zu haben als mit zehn, dreißig oder siebzig Lebensjahren. – Der Weg ist das Ziel!

WESHALB gibt es sogenannte Wunderkinder und Genies, die mit vielfältigen Talenten und mit einem so hohen Maß an Können ausgestattet sind, dass sich schnelle und komplexe Lernfähigkeit als Erklärungsmodell als unzureichend anfühlt? Ohne erklären zu können weshalb, gibt es dieses „innere Wissen“, das sich als Gewissheit auch spüren lässt, dass da irgendwie mehr dahinter stecken muss.

Hier betreten wir den Frageraum nach dem WOHER durch das Tor der Wahrnehmung: Welche Antwort zeigt sich auf diese WOHER-Frage* aus der gedanklichen Auseinandersetzung mit der menschlichen Wahrnehmung?

(*Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin?)

Unter der Prämisse, dass Wahrnehmung erlernt wird, ist in den Blick zu nehmen, wann dieses Lernen beginnt. Für den Augenblick mag es hilfreich sein, den Lernbeginn in der pränatalen Phase zu verorten.

Das heranwachsende Menschenkind erhält über Nährstoffe hinaus tägliche Nahrung in Gestalt von Lektionen und wird damit auf sein künftiges Sosein außerhalb des Mutterleibs vorbereitet. Die emotionale Verfasstheit der Mutter ist die Lehrerin. Das wachsende Kind lernt Angst, Vorsicht, Kampf, Hektik, Stress und wenn’s gut läuft auch Freude und Liebe.

Die Gefühle, die bereits im vorsprachlichen Stadium die individuelle Grundausstattung der Wahrnehmung bilden, halten sich i.d.R. hartnäckig bis zum letzten Atemzug. Bis sich ein Kind die Sprache und das Verstandesdenken „erobert“ hat, hat es bereits zahlreiche Lektionen gelernt, die es ihm ermöglichen, sich zunehmend dem Habitat anzupassen, in das es hineingeboren wurde: emotional, denkend und handelnd. Regeln, die aus Geboten und Verboten ihre Statik bilden, gehören ebenso dazu wie die Reaktionen des sozialen Umfelds auf das Agieren des Kindes.

Sein natürlicher Anspruch besteht darin, um seiner selbst willen geliebt und angenommen zu werden, und zwar 100%ig! Das basale, bedeutungsvollste Bedürfnis nach Liebe und Aufmerksamkeit gilt es befriedigt zu bekommen. Demzufolge passt sich das Kind in seiner Bedürftigkeit an alle Gegebenheiten so gut es kann an. Gestalten sich die Lebensbedingungen eher lieblos, bilden sich bestimmte innere „Gesetzmäßigkeiten“ hinsichtlich dessen wie Welt funktioniert und wie ein Überleben in dieser Welt möglich ist.  – Negative Gefühle wie Ablehnung, Angst, Kränkung, Schmerz, bedingte Zuwendung, Demütigungen uswf. bilden die tragisch-tragenden Säulen der Gesetzmäßigkeiten und bestimmen maßgeblich die Wahrnehmung von Welt. Mit anderen Worten:

Ist die Welt ein schöner und freundlicher Lebensraum oder ist die Welt kalt, grausam und gefährlich?

Die individuelle Sicht auf Welt bestimmt die individuelle Wahrnehmung und damit auch die Erfahrungen, gleichsam selbsterfüllender Prophezeiungen.

 

©Felicitas Waltemath 2017 | intrapersonale

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