WAHRHEIT ist ein großes Wort!

Nach Platon werden wir der zeitlos gültigen Ideen gewahr, indem wir uns beim Betrachten der Erscheinungen an sie erinnern. In seinem Höhlengleichnis beschreibt er einfach und eingängig den Aufstieg des SELBST aus den Schatten der Unkenntnis (= Unbewusstheit) hinauf ans Licht zur „Ideenschau“, dem ERKENNEN DER WAHRHEIT.

Denn die WAHRHEIT kann weder verstanden noch wahrgenommen werden, sie kann nur ERKANNT werden!

Die wahrhaftige Wahrnehmung bildet den Weg hin zur Annäherung an die WAHRHEIT. Das eigentliche ERKENNEN ist jenseits vom Verstehen, Lernen und Wahrnehmen und somit außerhalb des menschlichen Denkens.

Dieses Gewahrsein, die WAHRHEIT ERKANNT zu haben, wird auch als Erleuchtung bezeichnet. Hierbei handelt es sich weder um etwas Besonderes noch Privilegiertes, sondern um den höchsten Zustand geistiger Reife. Jedes SELBST begibt sich auf den Weg nach oben, aus den unbewussten Schatten der Höhle hinauf in das helle Licht der Sonne. Jedes SELBST(!) im eigenen „Tempo“, in vielzähligen Verkörperungen und zu verschiedenen Weltzeiten an unterschiedlichen Orten der Welt. Der Aufstieg aus der Höhle geht einher mit Erkenntniszuwachs, veränderter Wahrnehmung und sich entfaltender Liebesfähigkeit.

Je größer die Liebesfähigkeit (Liebe für sich selbst, alle Lebewesen und die Natur), desto weiser und friedvoller gestaltet sich das Miteinander der Menschen. Die innere Gewissheit, dass alle Menschen der großen Familie der Menschheit angehören, löst Feindseligkeit, Konkurrenzdenken und Egozentrik allmählich auf, ganz egal, wie viele Verkörperungen erforderlich sind, dieser offenkundigen Tatsache gänzlich gewahr zu sein.

Unter der Prämisse, dass sich ein SELBST in einem menschlichen Körper manifestiert – wieder und wieder – lässt sich der Sinn des Lebens sowohl aus der Perspektive des Kleinen als auch aus der des Großen sehr viel weiter gefasst betrachten. Ganz im Gadamer’schen hermeneutischen Verstehen und Wachsen, vom Detail zum Ganzen und wieder zum Detail auf höherer Verstehensebene, lässt sich der Sinn des Lebens auf dem Entfaltungsweg erschließen. Daraus lassen sich konkrete Ableitungen für die Lebenspraxis bilden, die ihrerseits dem Sinn des Lebens neue Erfahrungshorizonte bereit stellen.

Losgelöst vom jetzigen Erleben des Daseins kann bereits schon erahnt und verstanden werden, welche Richtung der Weg der SELBST-Entfaltung nimmt. Dies ermöglicht bereits in diesem gegenwärtigen Moment die innere Ausrichtung auf das Höchste, was Platon das Gute nennt, unabhängig, wann dieses (aus weltlicher Sicht) erreicht wird.

Bereitwilligkeit und Absicht sowie Offenheit und „Entlernen“ beschleunigen den Prozess. Die innere Ausrichtung auf Freude und inneren Frieden, eine Entscheidung DAFÜR, die sich JETZT treffen lässt, unterstützt den Entfaltungsprozess des SELBST und beschleunigt das Tempo.

Innere Konzentrationspunkte bilden zu können, d.h. sich zu fokussieren, gehört zu den „kleinen“ Ableitungen des fortgeschrittenen Entfaltungsweges. Das Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“ gehört zur WAHRHEIT und genau deshalb gehört diese Redewendung auch noch heute zu unserem aktiven Sprachschatz. Wenngleich der aktuelle Zeitgeist darunter nur jene Selbstoptimierung versteht, die zu mehr Leistungsfähigkeit führt. Hier haben wir ein anschauliches Beispiel für das Verdrehen der Wahrheit!

Oberflächlich betrachtet bedeutet die „Anwendung“ dieser wahrhaftigen Aussage für inzwischen viele Erdenbürger, sich auf materielle Dinge, Jobs und Lebenspartner zu fokussieren, so dass sich ihre Intentionen in ihren Erfahrungen verwirklichen. Hierin bestehen wichtige Schritte auf dem Weg der SELBSTERMÄCHTIGUNG, da auf diese Weise anschaulich und erlebbar manifestiert wird, dass Fokussieren Agieren bedeutet. Statt sich abhängig von den äußeren Umständen oder von sogenannten Sachzwängen zu machen – also nur zu reagieren – erzeugen innere Klarheit und Entschlussfreude jene geduldige Fokussierung, deren Ergebnis die Wunscherfüllung ist.

Tiefgründiger betrachtet bedeutet das eigene Glück zu schmieden, innerlich frei zu sein. Frei von ICH-haften Wünschen, die das Ego-Selbst zu seiner Bedürfnisbefriedigung, zur Selbsterhaltung braucht. (Brauchen = Mangelempfinden!)

Vom Wünschen, von der Bedürftigkeit und anderen Egobestrebungen hin zum FREISEIN davon zu gelangen, bedeutet Transformation, die auf der Zielgeraden der SELBST-Entfaltung zu verorten ist. Insofern können wir JETZT vollkommen versöhnlich mit uns sein, wenn der gegenwärtige Moment noch Wünsche hervorbringt. Wichtig ist, sich dessen bewusst zu sein!

„Es ist wie es ist! Ich nehme diesen Augenblick so an, wie er sich gerade zeigt. – Die Form, die der gegenwärtige Moment annimmt, ist vergänglich. Ich kann zur Kenntnis nehmen, was sich zeigt und das Beste daraus machen. Ich konzentriere mich nur auf diesen Moment, denn dieser Augenblick ist die einzige Zeit, die existiert. Kraft meines Bewusstseins gestalte ich diesen Moment.“  (F.Waltemath 2017)

©Felicitas Waltemath 2017| intrapersonale®

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