„Cogito ergo sum“ und: Denken ist eine Funktion des Geistes!

Als der

„Archimedische Punkt des Denkens“ (Descartes, Med. II,1),

weil als absolut sichere, unbezweifelbare Grundlage des Denkens, galt für Descartes: „cogito ergo sum“. Sein cogitare basiert darauf, dass das Ich ein denkendes Ding sei, das mit Bewusstsein ausgestattet ist, das zweifelt, bejaht, verneint, einiges Wenige erkennt, Vieles nicht weiß, liebt und hasst, bildlich vorstellt und empfindet.

Das Ich gilt bei Descartes als die Bedingung der Möglichkeit jeglicher Wahrnehmung und Erkenntnis. Das cogito (ich denke) richtet das Denken auf sich selbst – ich lenke  also mein Denken auf mich selbst (= Reflexion). Daraus folgt: Indem ich mich auf das Ich ausrichte, das denkt, gelange ich zu den Grundlagen dieses Denkens. Ich erfahre mich zugleich als Teil des Allgemeinen Denkens und damit mein Denken als der cogitatio schlechthin. René Descartes beschreibt sogar die Intuition in diesem Sinne:

„Ein so einfaches und distinktes Begreifen des reinen und aufmerksamen Geistes, das über das Erkannte weiterhin kein Zweifel übrig bleibt, oder, was dasselbe ist, das über jeden Zweifel erhabene Begreifen eines reines und aufmerksamen Geistes, das allein dem Lichte der Vernunft entspringt.“ (Regel III)

  • Doch WAS IST DAS, was feststellt, dass es „in sich“ ein Denken mit Gedanken gibt?
  • WAS stellt fest, dass wahrgenommen und gefühlt wird?
  • Gibt es einen Unterschied zwischen Ich und SELBST?

Zunächst ist es hilfreich sich bewusst zu machen,  dass das Denken ein EIGENVERANTWORTLICHER Akt ist. Denn das Denken, lenkt die eigene Aufmerksamkeit, die Wahrnehmung und Erlebensweise des gegenwärtigen Moments in ganz spezifischer Weise:

  • Sich an ein früheres Ereignis erinnern
  • Sich vorzustellen, wie ein Zustand oder ein Ereignis in der Zukunft sein wird
  • Beobachtungen, die im Hier und Jetzt geschehen
  • Gespräche

 

Ob Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, die gedankliche Konzentration bündelt die Aufmerksamkeit und bestimmt damit deine momentane innere Ausrichtung.

Folgerichtig ergibt sich, dass wiederholte Gedanken einen bestimmten Aufmerksamkeitsfokus verstärken und die jeweilige Ausrichtung bestätigt auf diese Weise: Je öfter, desto intensiver, bis sich ein Glaubenssatz, eine Überzeugung oder ein vorherrschendes Denkmuster ausgebildet hat. Dann wirkt erkennbar „wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, denn das, was du mit deinem Denken und den damit einhergehenden Gefühlen (= Denk-Fühlen) aussendest, kommt qualitativ zu dir zurück! – Es zeigt sich in deinen Lebensumständen, die somit ein Spiegel deines inneren Zustands sind.

  • Was geschieht gerade in deinem Leben?
  • Was zeigt sich gerade in deinem Leben?

Denn zu dir kommt immer nur das, was dir innerlich entspricht.

Wenn es dir gelingt, den Zusammenhang zu erkennen, der zwischen deinem Denk-Fühlen und deinen gegenwärtigen Lebensumständen besteht, dann hast du bereits ein entsprechendes Bewusstsein entwickelt. Dieses ist von basaler Bedeutung, wenn es um deine proaktiv gesteuerten Veränderungsprozesse geht. Bewusstsein weckt bestenfalls dein Interesse, doch zumindest wird deine Aufmerksamkeit erhöht.

Dein zunehmendes Interesse an der Vorgehensweise, die eigenen Gedanken bewusst zu steuern und zu bestimmen, erzeugt zunehmend die innere Bereitschaft, die auch innere Widerstände abbaut.

Besonders anfänglich kann es sich ziemlich schwierig anfühlen, das eigene Denk-Fühlen zu steuern und es mag sogar der Eindruck entstehen, den eigenen Gedanken ausgeliefert zu sein.

Falls du diese Feststellung bei dir machst, dann werde dir bitte bewusst, dass du zur Zeit eher außerstande bist, Gedanken zu finden/denken, die von deinen augenblicklichen DENKMUSTERN abweichen. Innere unerkannte Widerstände sind die Ursache für diese Form der Stagnation. Und außerdem: Alles Denken hängt stets vom momentanen Gefühlszustand ab! Was dich letzte Woche zum Lachen brachte, kann dich heute verärgern, je nachdem wie es gerade um deine innere Harmonie steht. Achte daher auf subtile Gefühlswahrnehmungen, um sozusagen dein Ohr an deinem Puls zu haben. So gelingt es immer zu wissen, wie es dir wirklich geht. Dann wird auch leichter nachvollziehbar, weshalb etwaige Aufmunterungsversuche aus deinem Umfeld manchmal sehr gut funktionieren und dich an anderen Tagen traurig stimmen können.

Das Verhalten der Anderen trifft auf dein Denk-Fühlen und erst dieses erzeugt dann neue Gedanken in dir. Deshalb ist es m.E. auch komplett sinnbefreit, einen depressiven Menschen dazu anzutreiben, aktiv und unternehmensfreudig zu sein. Jemand, der sich auf der untersten Stufe der Gefühlskala befindet, ist außerstande die (Auf-)Forderung zur Aktion(sfreude) auch nur geringfügig anzunehmen. Es ist so, als würde erwartet, mit einem Sprung auf den Gipfel eines Berges gelangen zu können. Der Grad des aktuellen Wohlfühlens bestimmt maßgeblich die Bedingungen der Möglichkeit von Handeln.

(©Felicitas Waltemath, 2014, überarb. 2017)

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