Der Journalist und Schriftsteller Günter Radtke hat dazu treffend bemerkt:
„Der Mensch ist ein zielstrebiges Wesen, aber meistens strebt es zu viel und zielt zu wenig.“
Für die Formulierung von Zielen bewährt sich als rationaler Aufsatzpunkt die sogenannte SMART-Regel. Wie viele der eingängigen Akronyme kommt es aus den USA, SMART steht dabei für:
Specific – Measurable – Achievable – Relevant – Timely
Vielleicht hat zu dem Siegeszug der Kurzformel auch beigetragen, dass smart im Englischen für so positiv besetzte Wörter wie geschickt, gewieft, elegant, pfiffig oder tüchtig steht – und wer von uns möchte das nicht sein?
Wie werden wir zu smarten „Zieldefinierer*innen“?
Im deutschen Sprachgebrauch haben sich für SMART auch deutsche Akronyme durchgesetzt, die in der Literatur sowie in der praktischen Umsetzung variieren.
Hier eine Variante:
S spezifisch
M messbar
A aktionsauslösend, akzeptiert
R realistisch
T terminierbar
Oft ist es verlockend, sich nicht allzu sehr festzulegen. Schließlich lassen sich so unter Umständen lästige Reflexionsprozesse darüber ersparen, warum ein Ziel nicht realisiert werden konnte. Scheinerfolge dienen dazu, sich selbst beruhigen – irgendwas wird schon werden…
Ein Ziel ist kein vager Wunsch!
S spezifisch
Ein Ziel ist konkret, eindeutig und präzise – also ohne Interpretationsspielraum – formuliert. Beispielsweise:
- ich rufe die Ansprechpartner auf der Liste an und informiere sie über die Neuigkeiten zum Thema XY
- ich starte die 5-tägige Saft-Fasten-Kur mit der empfohlenen Vorbereitung aus meinem Fasten-Buch
- ich versende dieses Jahr an alle meine Verwandten rechtzeitig eine handschriftliche Weihnachtskarte
Wichtig:
Ziele sind stets positiv zu formulieren, denn negative Bilder sind der Zielerreichung niemals förderlich. Dazu gehört auch, sich ein Bild von dem angenehmen Zustand direkt nach der Zielerreichung mit allen Sinnen vorzustellen.
M messbar
Anschließend muss überprüfbar sein, ob das Ziel erreicht wurde. Oft ist ein Ziel längerfristig angelegt, dann ist es notwendig, Etappenziele einzuplanen, d.h., das große Ziel in verdauliche Teilziele zu zerlegen. So ist es leichter, sich selbst bei der Stange zu halten und außerdem können Abweichungen vom Plan frühzeitig festgestellt und rechtzeitig(!) eine Kurskorrektur vorgenommen werden.
Nur wenn Ziele spezifisch formuliert sind, können messbare Parameter formuliert werden. Wie wäre sonst festzustellen, dass das Ziel erreicht wurde oder zumindest erkennbar, auf dem richtigen Weg zu sein?
Handelt es sich um quantitative Ziele, fällt es oft leichter. Bei qualitativen Zielen ist die Herausforderung größer: Wann weiß ich z. B., dass sich meine körperliche Fitness verbessert hat?
A akzeptiert, aktionsauslösend
Besonders um den „inneren Schweinehund“ als Verbündeten gewinnen zu können, ist der Aspekt der Akzeptanz wesentlich.
Das A fragt uns auch nach unserem Aktionsplan. Was ist zu tun, um das Ziel zu erreichen? Auch hier: positiv formulieren, es geht keinesfalls darum, was nicht zu tun oder zu vermeiden ist, sondern welche aktiven Schritte näher zum Ziel führen. Beispielsweise:
- Anfang Dezember dieses Jahres Weihnachtskarten und passende Briefmarken kaufen (= gut vorbereitet sein)
- Die Telefonliste auf Vollständigkeit und Richtigkeit der Angaben überprüfen, sich bewusst Freiräume zum Telefonieren einplanen
R realistisch
Die Ziele können durchaus hoch gesteckt sein, es ist gut, sich Ziele setzen, die fordern – allerdings nicht überfordern. Fordernde Ziele sind erreichbar; überfordernde Ziele programmieren Frustration und Demotivation. Ein Ziel ist auch nur dann realistisch, wenn es mit den verfügbaren Ressourcen realisiert werden kann – ohne einen Aktionsplan sind wir außerstande zu beurteilen, ob das Ziel realistisch definiert ist.
T terminierbar
Zu Zielen gehören klare Zeitangaben hinsichtlich der (gesamten) Dauer sowie auch Zwischentermine. Bis wann ist welches (Teil-)Ziel erreicht?
Planen – Kontrollieren – Korrigieren
Ziele SMART zu definieren hilft rechtzeitig Abweichungen festzustellen und unterstützt bei einer strukturierten Reflexion von Fehlentwicklungen. Das schrittweise Zerlegen in Aktionsschritte und Etappenziele erleichtert das Herausfiltern jener Schritte, die in die falsche Richtung geführt haben und schützt vor Überforderung.
SMART auch in der Krise
Damit ist diese Kurzformel auch eine gute Hilfe im Sinne der Krisenprävention. Je früher Fehlentwicklungen erkannt werden, umso leichter fällt noch eine Neuorientierung.
SMARTE Zielformulierung ist mehr als ein „Schönwetter-Konzept“: Der Wunsch alleine, den „Karren noch herumreißen“ zu können, führt ins Leere. Erst das Zerlegen in einzelne Teilziele und Aktionsschritte stellt wieder die Handlungsfähigkeit her. Der unüberblickbare Wust „Krise“ lässt sich so zu handhabbaren Teilproblemen zerlegen und ermöglicht erst so eine kontrollierbare Schritt-für-Schritt-Strategie.
Die Belohnung:
Das Erreichen von (Teil-)Zielen gehört gefeiert!
© Felicitas Waltemath 2012, überarb. 2017 | intrapersonale®