Literaturauszug: „Ein Kurs in Wundern“
- „Bisher haben wir die Wahrnehmung betont und sehr wenig über die Erkenntnis gesagt. 2 Der Grund dafür liegt darin, dass die Wahrnehmung in Ordnung gebracht werden muss, bevor du irgendetwas erkennen kannst. 3 Erkennen heißt gewiss sein […] 6 Wahrnehmung ist etwas Vorübergehendes. 7 Als ein Attribut des Glaubens an Zeit und Raum ist sie entweder der Angst oder der Liebe unterworfen. 8 Fehlwahrnehmungen erzeugen Angst, und wahre Wahrnehmungen fördern die Liebe, aber keine von beiden bringt Gewissheit, weil jede Wahrnehmung sich verändert. 9 Deshalb ist sie nicht Erkenntnis. 10 Wahre Wahrnehmung ist die Grundlage für die Erkenntnis, Erkennen aber ist die Bejahung der Wahrheit und liegt jenseits aller Wahrnehmungen. […]
- 2 Wiedererkennen heißt »wieder erkennen« – was implizit besagt, dass du einst erkanntest. 3 Du kannst auf viele Arten sehen, weil Wahrnehmung Deutung beinhaltet, und das bedeutet, dass sie weder ganz noch beständig ist. 4 Das Wunder ist eine Art des Wahrnehmens und daher nicht Erkenntnis. 5 Es ist die Antwort auf eine Frage, du fragst aber nicht, wenn du erkennst. 6 Illusionen in Frage stellen ist der erste Schritt zu ihrer Aufhebung. 7 Das Wunder – oder die richtige Antwort berichtigt sie. 8 Da Wahrnehmungen sich verändern, ist ihre Abhängigkeit von der Zeit offensichtlich. 9 Wie du zu irgendeiner gegebenen Zeit wahrnimmst, bestimmt das, was du tust, und Handlungen müssen in der Zeit stattfinden. 10 Erkenntnis ist zeitlos, weil Gewissheit nicht hinterfragt werden kann. 11 Wenn du aufgehört hast, Fragen zu stellen, dann erkennst du.
- Der fragende Geist nimmt sich selbst innerhalb der Zeit wahr und sucht daher nach künftigen Antworten. […]3 Das schafft einen scheinbar stabilen Zustand, ist aber gewöhnlich der Versuch, einer darunter verborgenen Angst entgegenzuwirken, die Zukunft werde schlimmer sein, als die Gegenwart. 4 Diese Angst hemmt die Neigung, überhaupt in Frage zu stellen.
- Wahre Schau ist die natürliche Wahrnehmung der geistigen Sicht, aber sie ist noch immer eine Berichtigung und keine Tatsache. 2 Die geistige Sicht ist symbolisch und daher keine Einrichtung zur Erkenntnis. 3 Sie ist jedoch ein Mittel der richtigen Wahrnehmung. […]
- 3 Wenn du jemanden liebst, dann hast du ihn so wahrgenommen, wie er ist, und das ermöglicht dir, ihn zu erkennen. 4 Solange du ihn nicht zuerst wahrnimmst, wie er ist, kannst du ihn nicht erkennen. 5 Wenn du noch Fragen über ihn stellst, besagt das deutlich, dass du [… ] nicht erkennst. 6 Gewissheit bedarf keiner Handlung. 7 Wenn du sagst, dass du auf der Grundlage der Erkenntnis handelst, verwechselst du in Wirklichkeit Erkenntnis mit Wahrnehmung. 8 Die Erkenntnis stellt die Stärke für schöpferisches Denken bereit, aber nicht für rechtes Tun. […] 10 Erkenntnis ist das Ergebnis von Offenbarung und ruft nur Denken hervor. 11 Selbst in ihrer spirituellsten Form bezieht die Wahrnehmung den Körper ein. 12 Erkenntnis kommt […] im Innern und ist zeitlos, weil sie gewiss ist. 13 Die Wahrheit wahrnehmen ist nicht dasselbe, wie sie erkennen. […]
- 4 Die Erkenntnis war sowohl vor der Wahrnehmung als auch vor der Zeit da und wird sie schließlich ersetzen. […] 6 Die Wahrnehmung kann und muss stabilisiert werden, Erkenntnis aber ist stabil. […]
- Wenn du den Irrtum in jemand anderem angreifst, wirst du dich selbst verletzen. […] 3 Angriff erfolgt immer einem Fremden gegenüber. 4 Du machst ihn durch deine Fehlwahrnehmung zu einem Fremden, und somit kannst du ihn nicht erkennen. 5 Weil du ihn zu einem Fremden gemacht hast, hast du Angst vor ihm. 6 Nimm richtig wahr, damit du ihn erkennen kannst.“
[EKIW®Tb.3.III.1-7]
IRRTUM UND EGO
- „Die Fähigkeiten, die du jetzt besitzt, sind nur Schatten deiner wirklichen Stärke. 2 All deine gegenwärtigen Funktionen sind gespalten und stehen Fragen und Zweifeln offen. 3 Du bist dir nämlich nicht sicher, wie du sie nutzen wirst und bist deshalb der Erkenntnis nicht fähig. 4 Du bist auch deshalb nicht erkenntnisfähig, weil du noch immer lieblos wahrnehmen kannst. […] 6 Der reine Geist hat keine Ebenen, und jeder Konflikt entsteht aus dem Konzept der Ebenen. […]
- Das Bewusstsein – die Ebene der Wahrnehmung. […]. 3 Das Ego ist ein falschgesinnter Versuch, dich so wahrzunehmen, wie du sein möchtest, statt wie du bist. 4 Doch kannst du dich nur so erkennen, wie du bist, weil das das einzige ist, dessen du gewiss sein kannst. 5 Alles andere ist fraglich.
- Das Ego […] kann zwar Fragen stellen, aber nicht bedeutungsvolle Antworten wahrnehmen, weil die Erkenntnis einbeziehen würden und nicht wahrgenommen werden können. 3 Daher ist der Geist verwirrt. […] 5 Er ist zwangsläufig darüber im Ungewissen, was er ist. [Sofern sich das Ego seiner bemächtigt hat; Anm. F.W.] 6 Er muss in Konflikt sein, weil er nicht mehr im Einklang mit sich selbst ist. 7 Das macht seine Aspekte zu Fremden füreinander, und das ist die Essenz jenes für Angst anfälligen Zustands, in dem Angriff jederzeit möglich ist. 8 Du hast allen Grund Angst zu empfinden, so wie du dich selbst wahrnimmst. 9 Deshalb kannst du der Angst solange nicht entrinnen, bis du begreifst, […] 10 du kannst deine Fehlwahrnehmungen niemals wahr machen. […]
- 2 Du kannst rechtgesinnt oder falschgesinnt sein, und auch das hängt ab von Graden, was deutlich aufzeigt, dass Erkenntnis nicht beteiligt ist. 3 Der Begriff »Rechtgesinntheit« wird richtig angewendet als Berichtigung für »Falschgesinntheit« und bezieht sich auf jenen Geisteszustand, der eine korrekte Wahrnehmung herbeiführt. 4 Er ist wundergesinnt, weil er die Fehlwahrnehmung heilt, und das ist in der Tat ein Wunder angesichts dessen, wie du dich selbst wahrnimmst.
- Wahrnehmung beinhaltet immer einen gewissen Missbrauch des Geistes, weil sie den Geist in Bereiche der Ungewissheit bringt. 2 Der Geist ist sehr aktiv. […] 6 Der Geist kehrt erst dann zu seiner eigentlichen Funktion zurück, wenn er erkennen will. 7 Das stellt ihn in den Dienst des reinen Geistes, wo die Wahrnehmung verändert wird.“
[EKIW®Tb.3.IV.1-5]